Am vergangenen Samstag, drehte die Tour „Entführungsweg von Trịnh Xuân Thanh“ ihre erste Runde durch Berlin. So sollen nicht nur Deutsche, sondern auch Menschen aus anderen europäischen Ländern sowie zahlreiche Vietnamesen den Vorgang der Entführung besser verstehen. Die Teilnehmer hatten zum ersten Mal die Gelegenheit zu sehen, wo sich alles rund um die Entführung von Trịnh Xuân Thanh entfaltete.
Mit Besucherausweisen durften die Tourteilnehmer um genau 14 Uhr die Lobby des Sheraton-Hotels in Berlin betreten. Die freie Journalistin Marina Mai von der Berliner Tageszeitung „TAZ“ beginnt mit ihren Erklärungen über die Entführung des ehemaligen Vizevorsitzenden der Provinz Hậu Giang sowie Mitgliedes der vietnamesischen Nationalversammlung Trịnh Xuân Thanh sowie seiner Geliebten Đỗ Thị Minh Phương. Die beiden sollen sich des öfteren hier getroffen haben.
Michel M., Rezeptionistin des Hotels, hat damals die Vollmacht der vietnamesischen Botschaft erhalten, um das Zimmer von Phương freizuräumen. Ausgestellt wurde das Dokument von Lê Thụ Thu, Geschäftsführerin der vietnamesischen Botschaft in Berlin an Phong L. K. Dieser hat dann am Nachmittag des 23. Juli 2017 die persönlichen Gegenstände von Phương abgeholt. Die Rezeptionistin Michel M. erinnert sich noch gut an die beiden Vietnamesen, die im Sheraton ein Zimmer angemietet haben: „Ein Doppelzimmer, wie das, das die Vietnamesin angemietet hat, kostet 110 Euro pro Nacht. Wenn man genau das Zimmer bucht, dann hat man einen wunderschönen Ausblick aus dem Zimmer und kommt in den Genuss eines sehr angenehmen Doppelbettes.“
Trần Anh Tú, ein Auslandsvietnamese, der schon seit vielen Jahren in Deutschland lebt meint: „Die Informationen sind sehr interessant und tragen sehr zum besseren Verständnis der Entführung bei. Das hilft einem Bürger wie mir, der gerade in einem freien Land, wie diesem hier, lebt.“
Über eine kleine Holzbrücke gelangt man zum Tiergarten. Dort befindet sich eine grüne Parkbank, auf der Trịnh Xuân Thanh und Đỗ Thị Minh Phương gesessen und sich unterhalten haben sollen, bevor sie nur wenige Minuten später vom vietnamesischen Geheimdienst in einem silberenen VW-Bus mit tschechischem Kennzeichen gezerrt werden. Dieser Wagen wartete dort auf die beiden Opfer und nachdem diese im Wagen waren, raste der Wagen schnell davon. Augenzeugen vor Ort bleiben schockiert über das, was sie gesehen haben.
Marina Mai fügt hinzu: „Es liegen Informationen vor, dass der Fahrer des VW-Busses der Verbindungsoffizier der vietnamesischen Botschaft in Berlin, Oberst Lê Thanh Hải, gewesen sein soll. Er kennt die Straßen in Berlin sehr gut.“
Vom Ort der Entführung bis zur vietnamesischen Botschaft geht es mit dem Auto weiter. Marina Mai führt die Teilnehmer genau nach den GPS-Daten, die ihr vorliegen und aus dem VW-Bus entnommen worden sind. Hinter der Botschaft sehen die Teilnehmer eine Reihe von flachen Häusern mit kleinen, dunklen Fenstern. Hier soll Trịnh Xuân Thanh zwei Tage lang festgehalten worden sein. Danach soll er weiter in die Tschechische Republik, die Slowakei und von dort aus nach Moskau gebracht worden sein. Die Strecke Bratislava-Moskau soll er gemeinsam mit dem vietnamesischen Sicherheitsminister Tô Lâm zurückgelegt haben, der zudem für diese Reise ein slowakisches Regierungsflugzeug ausgeliehen haben soll. Diese Tatsache wird gerade zum Brennpunkt für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und diese ziehen härtere diplomatische Maßnahmen gegen das Hanoier Regime in Betracht.
Die Tourteilnehmerin Dorothee Brandenburg sagt dazu vor der vietnamesischen Botschaft: „Die deutsche Seite müsste ein bisschen mehr involviert sein, also Protest einlegen. Es kann doch nicht sein, dass irgendwelche Vietnamesen von unserem deutschen Gelände entführt werden. Das verstößt gegen unseren Gerechtigkeitssinn, dass es mitten in Berlin passiert. Das ist schon beschämend.“
Trung Khoa – VD-News
Übersetzung: Hoàng Chính – VD-News